Kauft lokal!

Interview mit Jens Strebe (Gewerbeverein Bad Essen)
Es wird eine Zeit „nach Corona“ geben!
Bei den Mitgliedern des Bad Essener Gewerbevereins ist die Stimmung angespannt. Einerseits sind natürlich Sorgen um die eigene Gesundheit allgegenwärtig. Ein jeder möchte außerdem alles tun, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Da aber heute niemand seriös sagen kann, wie lange der Zustand der Ausgangsbeschränkungen anhält oder ob er gar noch verschärft wird, ist die Sorge um die eigene Existenz andererseits bereits jetzt sehr hoch. Wir haben darüber mit Jens Strebe, dem Vorsitzenden des Bad Essener Gewerbevereins, gesprochen.

Herr Strebe, was ist in Zeiten wie diesen das vordringlichste Ziel?
An erster Stelle steht natürlich der eigene Schutz, der Schutz der Familie und auch der Schutz der Mitarbeiter im Betrieb. Wir müssen unter allen Umständen den Kollaps des Gesundheitssystems vermeiden. Dabei sehe ich uns aktuell regional noch einigermaßen gut aufgestellt: es läuft die hausärztliche Versorgung und auch das Krankenhaus St. Raphael in Ostercappeln trifft alle möglichen Vorkehrungen, um Patienten mit schweren Symptomen aufnehmen und behandeln zu können.

Ist die Versorgung mit Lebensmitteln und den Waren des täglichen Bedarfs ein Problem?
Nein, auf keinen Fall. In allen Allgemeinverfügungen des Landkreises Osnabrück wurde Wert darauf gelegt, die Waren des täglichen Bedarfs dauerhaft zugänglich zu halten. Stand heute gibt es auch keine tatsächlichen Knappheiten – die Logisitk der Lebensmitteleinzelhändler funktioniert. Aber auch unsere lokalen Fachgeschäfte, beispielsweise die Bäckerei und die Metzgerei vor Ort, aber auch die Hofläden und Milchtankstellen bedeuten einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit. Den Verkäuferinnen und Verkäufern, aber auch den Erzeugern gilt dafür schon an dieser Stelle ein großes Dankeschön!

Aber wie sieht es mit den Restaurants, Cafés und den anderen Einzelhändlern aus?
Wir wissen nicht, wann die Ausgangs- und Versammlungsbeschränkungen wieder gelockert werden. Wenn wir heute wüssten, dass z.B. am 20.04. alles vorbei ist, dann könnten wir uns darauf einstellen und damit planen. Geht aber nicht. Das erzeugt vor allem eines: Unsicherheit. Ein jeder Selbständiger kann mit Blick auf seinen Kontoauszug sagen, wie lange er eine solche Schließung durchhält. Häufig ist gerade die Saisonware geliefert worden und manch einer hat noch eine Frühjahrsrenovierung gemacht … jetzt steht die Ware im neuen Laden, in dem aber keine Kundschaft empfangen werden darf.

Wie sehen hier Lösungsansätze aus?
Ein Lösungsansatz lautet: Lieferservice. Die Einzelhändler vor Ort können (und müssen) nun Ihr Kundenwissen nutzen. Was könnte der Stammkunde gebrauchen, wie kann er mich erreichen? Ist eine Bestellung telefonisch oder per E-Mail möglich? Kennt der Kunde meine Kontaktdaten? Hier muss nun alles getan werden, um die Kunden nicht an einen Versandhändler wie Amazon oder Otto zu verlieren.

Kann der Gewerbeverein unterstützen?
Wir stehen zur Zeit fast täglich mit unseren Mitgliedern in Kontakt, informieren über die Verkaufs-beschränkungen und die Vorgaben des Landkreises. Aber wir wollen auch Hilfestellung geben, wenn die Mitglieder Existenzängste haben – so bringen wir Rufnummern und Kontaktadressen in Umlauf, die für Finanzierungs- und Liquiditätshilfen als Ansprechpartner fungieren. Hier scheint z.B. die niedersächsische Landesregierung mit der NBank auf einem guten Weg zu sein. Es funktioniert übrigens auch direkt und unbürokratisch vor Ort; einzelne Vermieter haben mit den Ladenbetreibern tatsächlich Einigung über die Aussetzung oder Stundung von Mietzahlungen getroffen. Das ist großartig.

Und wie ist die Perspektive für die Zeit nach Corona bzw. nach den Ausgangsbeschränkungen?
Der Bad Essener Gewerbeverein lebt von und für seine Mitglieder. Ein besonderes Tool ist dabei der beliebte Bad Essener Einkaufsgutschein. Mit mehr als 50 lokalen Akzeptanzstellen ist er fast überall in Bad Essen einsetzbar – sowohl heute, z.B. bei den Apotheken, Tankstellen oder im Lebensmittel-einzelhandel, aber besonders auch „morgen“. Wenn die gesamte Vielfalt der Bad Essener Gewerbetreibenden wieder eröffnet, dann ist der Gutschein vielerorts sehr gern gesehen – in der Gastronomie ebenso wie bei den Geschenkartikel- und den Bekleidungsfachgeschäften. Insofern ist ein Bad Essener Gutschein etwas, dass heute schon die Vorfreude auf morgen transportiert. Denn der Bad Essener Einzelhandel wird auch und ganz besonders gerne nach der Krise für seine Kunden und Gäste da sein. Deshalb schieben Sie bitte nicht ganz dringende Anschaffungen ein bisschen auf und unterstützen Sie auch in Zukunft Ihre Einzelhandelsexperten vor Ort. Kaufen Sie lokal ein!

Vielen Dank für dieses Interview.